refurbed – Rethink New

Hallo Peter, vielen Dank, dass Du Dir die Zeit für ein Interview mit uns nimmst! Bitte stelle uns zu Beginn Dich und Dein Team bei refurbed kurz vor:

Mein Name ist Peter Windischhofer. Getrieben von der Idee, die Kreislaufwirtschaft voranzubringen und nachhaltigen Konsum zu ermöglichen, haben Kilian Kaminski, Jürgen Riedl und ich 2017 in Wien refurbed gegründet. Mittlerweile haben wir ein Team mit knapp 300 Mitarbeitenden.

Vielleicht möchtest Du uns Euer Startup, ganz zu Beginn unseres Interviews, kurz vorstellen?

refurbed ist der am schnellsten wachsende Online-Marktplatz für refurbished Produkte in der gesamten DACH-Region. Mittlerweile umfasst unser Sortiment an vollständig erneuerten Produkten mehr als 18.000 Produkte – von Smartphones, Laptops und Tablets über Haushaltsgeräte bis zu E-Bikes und Wintersportzubehör. Durch das Refurbishment wird 83% weniger CO2 als bei der Herstellung eines Neugeräts ausgestoßen. Die Produkte sind außerdem bis zu 40% günstiger als Neuprodukte und kommen mit mindestens zwölf Monaten Garantie.

Welches Problem wollt Ihr mit refurbed lösen?

Das Problem der Klimakrise. Es ist höchste Zeit, dass wir unsere Art des Wirtschaftens und Konsumierens ändern und umweltfreundlicher gestalten. Wir bieten einen Marktplatz, auf dem man ganz einfach und günstig nachhaltigere Produkte kaufen kann. Auf politischer Ebene engagieren wir uns für Gesetze wie das Ökodesign-Gesetz und das Recht auf Reparatur, sodass auch die Unternehmen in die Pflicht genommen werden – nicht nur die Konsument:innen.

Wie ist die Idee zu refurbed entstanden?

Damals kaufte ich online ein gebrauchtes Smartphone über eine Second-Hand-Plattform. Nach wenigen Wochen war es kaputt. Da es ein privater Kauf war, gab es natürlich keine Garantie. Ich erkannte die Lücke und setzte mich mit Kilian zusammen, den ich aus meiner Zeit in Asien kannte. Gemeinsam entstand die Idee zu refurbed, kurz darauf kam Jürgen dazu und machte die Idee technisch möglich.

Wie würdest Du Deiner Großmutter refurbed erklären?

Nach so vielen Jahren und unserem Erfolg weiß meine Oma ganz genau, was wir tun. Die ältere Generation kennt es, sparsam zu leben und Dinge nicht einfach wegzuwerfen, sondern zu reparieren. Da ist refurbed nicht weit entfernt – wir lassen gebrauchte Geräte allerdings von professionellen Firmen aufbereiten.

Hat sich Euer Konzept seit dem Start irgendwie verändert?

Die Kernidee ist seit dem ersten Tag dieselbe, denn sie funktioniert.

Wie funktioniert Euer Geschäftsmodell?

refurbed fungiert als Marktplatz für Refurbisher als auch konventionelle Handelsfirmen, die ihre refurbished Ware verkaufen wollen. Die Kund:innen kaufen die Produkte über uns und erhalten diese dann vom entsprechenden Händler zugeschickt.

Mit dem „refurbed BuyBack“-Programm können Privatpersonen und Unternehmen ihre Altgeräte direkt über die Plattform verkaufen, anstatt sie nutzlos in der Schublade liegen zu haben. Diese werden vollständig erneuert und dann über refurbed weiterverkauft. Auf diese Weise bekommen wir noch mehr Produkte in den Kreislauf und schonen kostbare Ressourcen.

Wie genau hat sich refurbed seit der Gründung entwickelt?

Wir haben mit elektronischen Geräte wie Smartphones und Laptops angefangen. Smartphones ist auch immer noch das Segment mit den meisten Verkäufen. Aber die anderen Kategorien, die wir Stück für Stück dazu genommen haben, sind stark am Wachsen. Die refurbished Haushaltgeräte wie Kaffeemaschinen und Staubsauger kommen sehr gut an, auch die Sportgeräte. Unser Ziel ist es, jedes Produkt in refurbished anzubieten.

Wie groß ist Euer Startup inzwischen?

Im Sommer 2023 haben wir den Außenumsatz von einer Milliarde Euro geknackt. Abseits vom Finanziellen habe ich bereits unsere knapp 300 Mitarbeiter:innen erwähnt. Auch konnten wir in weitere Länder expandieren und sind aktuell in sieben Ländern präsent, darunter Österreich, Deutschland, Schweden, Italien, Irland, Niederlande und Dänemark.

Blicke bitte einmal zurück: Was ist in den vergangenen Jahren so richtig schiefgegangen?

Als Start-up gehört es zu unserer Alltagsrealität, dass Dinge schiefgehen. Wir sind in vielem, was wir tun, Vorreiter. Dementsprechend haben wir nicht immer die Chance, aus den Fehlern anderer zu lernen, sondern müssen manchmal einfach unsere eigenen machen. Und das ist auch gut so. Als konkretes Beispiel fällt mir unsere Wachstumsgeschwindigkeit ein. Die war zwischendurch auf Hyper Growth ausgelegt. Das hat uns einerseits viel Push und Expansion gebracht, aber wir haben dadurch gleichzeitig unsere Profitabilität gebremst. Da mussten wir dann an einem gewissen Punkt ein Learning daraus ziehen und uns auf klarer definierte Kernaufgaben konzentrieren. Ein Bogen, den wir im Endeffekt auch geschafft haben.

Und wo habt Ihr bisher alles richtiggemacht?

Nobody’s perfect, aber unsere Erfolge sprechen dafür, dass wir viele gute Entscheidungen getroffen und viele ausgezeichnete Menschen eingestellt haben.

Wie ist Euer Startup finanziert?

Wir hatten drei erfolgreiche Finanzierungsrunden: ein Series-A-Investment in Höhe von 15,6 Millionen Euro im März 2020, eine Series-B-Finanzierungsrunde in Höhe von 54 Millionen US-Dollar (45,6 Millionen Euro) im August 2021 und ein Series-C-Investment in Höhe von 54 Millionen Euro im November 2023.

Was sind Eure Pläne und Ziele für die nächsten 12 Monate?

Das Jahr 2024 haben wir mit einem Rebranding gestartet. Der neue Slogan „Rethink New“ soll auffordern, „neu“ zu überdenken. Wie definieren wir – einzeln und als Gesellschaft – den Begriff „neu“? Wir sehen einen starken Wertewandel, in dem sich die Bedeutung von Status in unserer Gesellschaft gerade neu definiert – und damit auch unsere Statussymbole. Der Preis bleibt essentiell, weil er in Zeiten hoher Inflation eine Entscheidungsgrundlage ist, aber es geht darüber hinaus viel stärker um die Frage, wie Produkte auf den Markt kommen und wofür sie durch ihre Produktionsbedingungen stehen. Das ist das neue Verständnis von Status.

Das wollen wir noch stärker kommunizieren und den Konsument:innen mitgeben. Weiters arbeiten wir laufend an der Ausweitung unserer Kategorien.

Vielen Dank für das Interview.

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