Hallo Florian, vielen Dank, dass Du Dir die Zeit für ein Interview mit uns nimmst! Bitte stelle uns zu Beginn Dich und Dein Team bei solbytech kurz vor:
Die solbytech gmbh wurde von Gerald Eder, Manuel Dorfer und mir, Florian Dodegge, im Februar 2019 mit Sitz in Zederhaus im Lungau gegründet. Aktuell besteht unser Team aus acht „solbies“ mit Schwerpunkten in den Bereichen Software-/Cloud-/Data-Engineering und -Entwicklung sowie dem UI/UX- und Produktdesign.
Vielleicht möchtest Du uns Euer Startup, ganz zu Beginn unseres Interviews, kurz vorstellen?
Mit solbytech verknüpfen wir energiewirtschaftliche Fragestellungen mit innovativen IT-Lösungen und befassen uns mit der instabilen Kommunikation und IT-Sicherheit mobil angebundener, dezentraler Energieerzeugungs-Anlagen. Wir entwickeln ein modulares System, das durch eine Hard- und Softwarelösung die Funktionsstabilität und Sicherheit der mobilen Kommunikation mit Industrieroutern herstellerunabhängig, automatisiert und anlagenspezifisch steigert. Das modulare System kann von Anfang an in die Energieerzeugungs-Anlage integriert oder einfach nachgerüstet werden. Zusätzlich arbeiten wir an einer IT-Sicherheitslösung für dezentrale Systeme wie Energieerzeugungsanlagen (PV, Wind, usw.).
Welches Problem wollt Ihr mit solbytech lösen?
Neben quantitativen Zielen hängt der Erfolg der Energiewende verstärkt von der Qualität der Stromerzeugung ab. Unser Ziel ist es, die Effizienz des Betriebsführungsprozesses für dezentrale Photovoltaik-Anlagen durch die Reduktion unnötiger Technikereinsätze zu steigern und somit Kosten zu sparen. Die entwickelte modulare Hard- und Software-Lösung fungiert dabei als „Hirn“ für die Kommunikationseinheit und erhöht durch verschiedenste Features die Effizienz- und Sicherheit der Betriebsführung.
Kommunikationsausfälle stellen eines der vier häufigsten Probleme bei dezentralen Energieerzeugungsanlagen dar. Grundlage für eine effektive Störungsbehebung sind dabei relevante Zustandsdaten zum Ausfallszeitpunkt. Diese werden durch unser cloudbasiertes System aufgezeichnet, gespeichert und durch Data-Science-Algorithmen ausgewertet. Die ganzheitliche Stabilisierung der Konnektivität erreichen wir durch unser aktives Routermonitoring und -management.
Aktuell arbeiten wir an einer IT-Lösung zur Verbesserung der Netzsicherheit mit Cybersicherheitsmaßnahmen speziell für den Einsatz bei dezentralen Systemen wie Photovoltaik-Anlagen.
Wie ist die Idee zu solbytech entstanden ?
Die Idee ist aus einem Praxisproblem entstanden. Wir haben uns anfangs mit Lösungen für das Anlagen-Monitoring beschäftigt, bis wir durch eine umfangreiche Marktrecherche und Befragung relevanter Stakeholder auf das Problem der instabilen Kommunikation gestoßen sind. Als Problemlöser haben wir uns diesem dann angenommen.
Wie würdest Du Deiner Großmutter solbytech erklären ?
Was wir machen, Oma? Stell dir vor, deine Freundin Maria ist krank und du versuchst Sie anzurufen, es klappt aber nicht, du kannst Sie einfach nicht erreichen. Um auf Nummer sicher zu gehen sagst du zu mir, ich sollte doch kurz hinfahren um zu sehen, ob es ihr gut geht. Vor Ort sehe ich, dass ihr Telefon keine Verbindung hat. Ich Stecke es aus und wieder ein, starte es also neu und wähle es in das Netz ein. Jetzt kannst du Sie wieder erreichen. Es hätte aber auch schlimmer kommen können!
Fällt die Kommunikation zum dezentralen System wie einer Photovoltaik-Anlage aus, greift unser Hard- und Softwaresystem „solbyvise“ aktiv ein. Durch den automatisierten Prozess kann der Router wieder an das Netz gebracht werden, die Photovoltaik-Anlage ist wieder online und der Technikereinsatz wurde eingespart.
Hat sich Euer Konzept seit dem Start irgendwie verändert ?
Grundsätzlich verfolgen wir seit der Gründung das Ziel, die Konnektivität und Verbindungssicherheit zwischen dezentralen Energieerzeugungsanlagen und deren Monitoringsystemen zu verbessern. Natürlich hat sich seit der Gründung durch den Einsatz im Feld und die Zusammenarbeit mit Pilot-Kunden der Reifegrad und die Funktionalität geändert. So entstand nicht nur eine kundenzentrierte, sondern auch eine technisch ausgereiftere Lösung.
In unsere Produkte beziehen wir auch aktuelle Marktentwicklungen und Regularien mit ein. Wir arbeiten gerade an einem IT-Sicherheitsprodukt speziell für dezentrale Systeme wie Photovoltaik-Anlagen.
Wie funktioniert Euer Geschäftsmodell ?
Die Hardwarelösung, bestehend aus dem solbyvise STC und optional der solbyvise USV, wird als Produkt zu unterschiedlichen Fixpreisen als modulare Einheit verkauft. Je nach Bedarf kann der Kunde auswählen, welche Features für die Lösung seines Problems und den Einsatz notwendig sind. Die Cloudlösung, unser solbycloud Manager, wird als Lizenzmodell angeboten und kann zusätzlich in bestehende Monitoringlösungen als Zusatzfeature eingebunden werden.
Wie genau hat sich solbytech seit der Gründung entwickelt ?
Bereits vor der Gründung konnten wir auf die Unterstützung des FHStartupCenters bauen, die uns auch nach der Gründung noch begleitet haben. Durch die Teilnahme an diversen Inkubations- und Acceleratorenprogrammen (Startup Salzburg Factory, SET Mentoring der dena – Deutsche Energie-Agentur) in Österreich und Deutschland konnten wir Herausforderungen besser meistern und unsere Entwicklungen durch Branchenexperten challengen. Das strategische Investment der Salzburg AG im Oktober 2020 und die Zusage des Basisprogramms der österreichischen Forschungsförderungsgesellschaft (FFG) ermöglichte uns einen Wachstumsschub. Durch unser Team haben wir internes Know-How ausgebaut, die F&E-Aktivitäten gestärkt und können solbytech gemeinsam voranbringen.
Wie groß ist Euer Startup inzwischen?
Das Team ist mittlerweile auf acht „solbies“ angewachsen. Das bringt natürlich wieder neue Herausforderungen mit sich. Es macht aber richtig Spaß dadurch einfach noch schneller zu wachsen und den Herausforderungen gerecht zu werden. Aktuell sind unsere Lösungen bereits auf Photovoltaik-Anlagen von Österreich bis Holland installiert.
Blicke bitte einmal zurück: Was ist in den vergangenen Jahren so richtig schief gegangen?
Nicht alle Entscheidungen sind gut oder richtig. Wichtig ist, dass man danach wieder aufsteht, weitermacht und daraus lernt. Fail Fast, Fix Fast, Learn Fast.
Was habt Ihr daraus gelernt ?
Man kann nicht allwissend sein als Gründer und man kann sich nicht in allen Bereichen zum Experten entwickeln. Es ist wichtig, sich die richtigen Ansprechpartner und Experten ins Boot zu holen. Sei es in der Steuerberatung, bei rechtlichen Themen oder in strategischen Entscheidungen sowie der allgemeinen Organisation. Man steht täglich vor neuen Herausforderungen.
Und wo habt Ihr bisher alles richtig gemacht ?
Theorie und Praxis unterscheiden sich doch dramatisch. Ein Problem mit einem innovativen Produkt zu lösen ist das Eine, das andere ist es, dieses erfolgreich am Markt zu etablieren. Hier unterscheiden sich Theorie und Praxis extrem. Wir haben davon profitiert, unser System früh im praktischen Einsatz zu testen und können anderen Gründern nur empfehlen, diesen Weg konsequent zu verfolgen. Entwickelt nicht im stillen Kämmerchen!
Wie ist Euer Startup finanziert ?
Bei der Gründung haben wir uns für Bootstrapping entschieden. Im Oktober 2020 konnten wir dann die Salzburg AG als strategischen Investor gewinnen, das war ein großer Meilenstein für unser Startup. Im März 2021 wurden wir in das FFG-Basisprogrammförderung aufgenommen. Das Programm unterstützt die Umwandlung in eine nachhaltige Wirtschaft und fördert deshalb einen Großteil der Projektkosten. Außerdem finanziert sich die solbytech gmbh noch mit eigenen Umsätzen.
Was sind Eure Pläne und Ziele für die nächsten 12 Monate ?
Wir wollen und müssen unser Team erweitern. Unsere Schlüsselaktivitäten liegen auf der stetigen Weiterentwicklung unserer intelligenten Cloud-Lösung zum Router-Monitoring und -management sowie auf dem Ausbau der ganzheitlichen Lösung zur IT-Sicherheit für die Anlagennetzwerke inklusive Auswertung und Reporting. Um diese Ziele zu erreichen brauchen wir ein zuverlässiges und engagiertes Team.
Vielen Dank für das Interview.