Autark und nachhaltig: Wie Wohnwagon die Zukunft des Wohnens neu denkt

(c) Steffi Wieser

Hallo Theresa, vielen Dank, dass Du Dir die Zeit für ein Interview mit uns nimmst ! Bitte stelle uns zu Beginn Dich und Dein Team bei Wohnwagon kurz vor:

Ich bin Theresa Mai, Gründerin und Geschäftsführerin von Wohnwagon. Ich habe Kommunikation & Unternehmensführung an der FH Wien studiert. Gemeinsam mit Christian Frantal, einem Kunden meiner Werbeagentur, entstand 2012 die Idee von Wohnwagon und so gründete ich mit 22 Jahren mein zweites Unternehmen. Ich lebe und arbeite in Gutenstein in Niederösterreich und habe vor ein paar Jahren mein erstes Buch „Wie wir leben könnten“ herausgebracht.

(c) lovehate

Vielleicht möchtest Du uns Euer Startup, ganz zu Beginn unseres Interviews, kurz vorstellen ?

Wohnwagon wurde 2013 mit dem Ziel gegründet, konkrete Lösungen für nachhaltiges Wohnen im geschlossenen Kreislauf zu entwickeln. Die modularen Wohnprojekte versorgen sich selbst mit Sonnenstrom und werden in unserer eigenen Manufaktur in Gutenstein hergestellt. Unsere 50 MitarbeiterInnen unterstützen unsere KundInnen bei der Realisierung ihrer Wohnträume in einer ressourcenschonenden Bauweise von der ersten Idee bis zum Einzug.

Welches Problem wollt Ihr mit Wohnwagon lösen?

Wir entwickeln zukunftssichere und nachhaltige Lösungen zum Wohnen. Denn das Konzept vom Wohnen muss neugedacht werden, wir müssen vorhandene Fläche intelligent nutzen und gemeinschaftlicher dabei denken: weniger Konsum, mehr Miteinander, Selbstbestimmung, Kreisläufe und erneuerbare Energien! Wenn Häuser effizient im Grundriss geplant sind, dann brauchen wir gar nicht so viel Fläche, wie man vielleicht anfangs denkt. Das reduziert auch die Baukosten und macht Wohnen leistbar, ohne auf ungesunde Billigmaterialien setzen zu müssen. Wir setzen auch auf neue Wohnkonzepte: Unsere KundInnen stehen mit ihren modularen Häusern nicht nur auf eigenen Grundstücken, sondern pachten oft auch ungenutzte Flächen und stellen sich bei der Familie, bei Freunden oder bestehenden Projekten dazu. Das sorgt nicht nur für eine Nachverdichtung und nachhaltigere Flächennutzung sondern bringt auch sozial schöne Effekte: Weniger Einsamkeit und eine kleine, lebendige Nachbarschaft, in der Ressourcen geteilt werden können.

Wie ist die Idee zu Wohnwagon entstanden ?

Die Idee zum Wohnwagon entstand im November 2012. Christian, ein Kunde von meiner Werbeagentur, hatte eine Idee: Ein autarker Zirkuswagen 2.0. Wir waren schnell auf einer Längenwelle und auf der Suche nach konkreten Lösungen zum Wohnen: weniger Konsum, mehr Miteinander, Selbstbestimmung, Kreisläufe, erneuerbare Energie. Und bald haben wir uns gedacht: Was, wenn wir nicht nur einen Zirkuswagen 2.0 bauen? Was, wenn wir aus dem Wohnwagon ein Flaggschiff machen könnten für ganz konkrete Lösungen? Ein politisches Statement. Einen gesellschaften Impuls? Wir kamen ins Träumen. Ein erster Grundstein, an den man andocken könnte, der inspiriert und der das Anfangen auch für andere einfacher machen würde. Kaum stand das erste grobe Konzept auf Papier, tat sich eine riesige Chance auf: Daniel Horak, ein Kommilitone von mir, gründete die Crowdinvesting-Plattform „CONDA“, die erste in Österreich. Er suchte nach einem passenden Pionier-Projekt, für die erste Kampagne. Eine einmalige Möglichkeit, die Finanzierung für einen Wohnwagon-Prototyp auf die Beine zu stellen!

Wie würdest Du Deiner Großmutter Wohnwagon erklären ?

Wir bauen kleinere und auch größere Häuser, die nachhaltig sind. Wir achten darauf, weder Materialien noch Platz zu verschwenden und dass im Einklang mit der Natur gebaut und gelebt wird. Das lieben unsere Kund:Innen, daher durften wir schon über 200 Projekte in Österreich, Deutschland und der Schweiz realisieren!

Hat sich Euer Konzept seit dem Start irgendwie verändert ?

Wir haben mit dem klassischen Wohnwagon auf einem Fahrgestell gestartet. Da wir erkannt haben, dass viele unserer KundInnen Wohnbedürfnisse haben, die sich nicht auf wenigen Quadratmetern abbilden lassen, haben wir uns dazu entschlossen, auch größer zu bauen. Wir sind also nicht mehr nur Tiny House Anbieter, sondern bauen auch größere modulare Holzhäuser bis zu 500m2. Unseren Werten und Prinzipien sind wir aber weiterhin treu geblieben und übersetzen das Wissen und die Erfahrungen aus dem kleinen Bauen aktuell in größere Projekte, was viele Vorteile mit sich bringt!

Wie funktioniert Euer Geschäftsmodell ?

Unser Geschäftsmodell basiert auf der Entwicklung und dem Verkauf autarker Wohnlösungen in Form von Tiny Houses und Modulhäusern. Zusätzlich bieten wir Beratungs- und Planungsdienstleistungen in Form von Planungspauschalen an: Damit begleiten wir unsere KundInnen vom Entwurf des Hauses, über die Skizze bis hin zu einer baurechtlichen Einschätzung. Wir vermieten unsere Häuser auch zum Probewohnen und Urlaub-Machen!

Wie genau hat sich Wohnwagon seit der Gründung entwickelt ?

Wohnwagon entstand 2012 damals als Idee und als ein Wunsch, Lösungen zu finden. Durch das Crowdinvesting hatten wir nur ein Jahr später die finanzielle Möglichkeit, unseren ersten Prototypen zu realisieren. Seit seiner Gründung 2013 hat sich Wohnwagon von einem kleinen Start-up, das autarke Tiny Houses entwickelte, zu einem führenden Anbieter nachhaltiger Wohnlösungen und autarker Modulhäuser entwickelt. Aus einer Pionier-Idee wurde ein mittelständisches Unternehmen. Wir sind erwachsen geworden!

Wie groß ist Euer Startup inzwischen ?

Wir sind ein Team von über 50 MitarbeiterInnen und haben 2023 einen Jahresumsatz von rund 10 Millionen Euro erzielt.

Blicke bitte einmal zurück: Was ist in den vergangenen Jahren so richtig schief gegangen ?

Die Immo- beziehungsweise Baukrise ist natürlich auch an uns nicht spurlos vorbeigegangen.

Was habt Ihr daraus gelernt ?

Wir sind ein tolles Team, das mit Herz bei der Sache ist und haben zudem auch ein tolles Netzwerk an Lieferanten und PartnerInnen. In solch einer Krisenzeit haben wir noch einmal mehr gemerkt, wie wichtig das ist. Unsere Produktion war zum Beispiel vom Rohstoffengpass nicht sonderlich stark betroffen, weil wir unsere Materialien von lokalen Partnern beziehen.

Und wo habt Ihr bisher alles richtig gemacht ?

Ich freue mich, dass wir trotz des Wachstums unseren Werten immer treu bleiben konnten. Auch wenn man als Baufirma immer wieder im Kostendruck steht oder KundInnen sich manchmal einen günstigeren Preis wünschen: Wir haben dafür immer innovative Lösungen finden können und sind nie auf Plastik-Fenster und Laminat-Boden umgestiegen, sowas kommt uns einfach nicht ins Haus!

Wie ist Euer Startup finanziert ?

Wir finanzieren uns aus unseren laufenden Kundenprojekten.

Was sind Eure Pläne und Ziele für die nächsten 12 Monate ?

Wir möchten unser Angebot für größere, modulare Mehrfamilienhäuser auf- und ausbauen. Wir denken, hier liegt viel Potential für ein nachhaltiges Wohnen am Land! In unserer Modulbauweise wollen wir daher die ersten Gebäude mit 5-10 Wohnungen errichten, die genau nach unseren Prinzipien gebaut sind: Naturbaustoffe, kleinere individuelle Fläche, dafür Angebote für Gemeinschaftsflächen, autarke Versorgung und dadurch minimale laufende Kosten! Wir sind aktuell auf der Suche nach potentiellen Partnern und Grundstücken für die ersten Projekte.

Vielen Dank für das Interview.

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